L |
![]() |
V Viele von uns Naturliebhabern haben schon einmal einen Wasserfall im Gebirge bewundert, an einem Bergsee mit kristallklarem Wasser ausgeruht, aus einem Bach oder einer Quelle getrunken, oder einen Gebirgsfluss auf Steinblöcken gequert. Derselbe Bach aber, der gerade noch so ruhig dahin floss, kann innerhalb von Minuten nach Gewitter zu einem reißenden Fluss anschwellen, unpassierbar und gefährlich werden und im Tal Verwüstung und Zerstörung bringen. So hat die in den Alpen und ihrem Vorland lebende Bevölkerung zum (Berg-)Wasser eine ambivalente Beziehung. Einerseits nutzt sie es als Trinkwasser oder benötigt es zur Bewässerung der Wiesen und Felder. Anderseits wird ihr Siedlungs-, Wirtschafts- und Verkehrsraum vermehrt durch Muren, Hochwässer und Überschwemmungen bedroht. Die "Katastrophenjahre" 1987, 1999 und 2005 sind bestimmt noch vielen in Erinnerung, als es für weite Teile des Alpenraumes "Land unter" hieß.
|
![]() |
![]() |
Bei nachlassender Fließgeschwindigkeit, zum Beispiel bei verringertem Gefälle, nimmt die Transportkraft des Gebirgsflusses ab. Er lässt die größeren und schwereren Gerölle liegen, er akkumuliert. Im Laufe der Zeit führt die Erosionskraft der Gebirgsflüsse zu typischen Talbildungen: Es entstehen Klammen mit beinahe senkrechten Talwänden, Kerbtäler mit schmalen Talböden, und breite aufgeschotterte Sohlentäler. |
Auf solch einer Talsohle fließt im italienischen Friaul zum Beispiel der Tagliamento, der „König der Alpenflüsse", oder - fast schon in unserer Nachbarschaft - der Lech zwischen Reutte und Füssen. Die Flussläufe dieser beiden Flüsse weisen eine typische Wildflusslandschaft lauf: riesige Schotterbetten mit unzähligen Inseln zwischen den ebenso vielen Gewässerläufen und Tümpeln, die sich bei jedem Hochwasser ändern, neu bilden oder wieder zugeschüttet werden. Diese Dynamik schafft ein großflächiges Mosaik an Lebensräumen, die von einer außergewöhnlich vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt besiedelt werden. Im Falle des Tagliamento wird entlang dem Flusslauf auch ein sogenanntes Biotopband zwischen Alpen und Mittelmeer geschaffen. So wie Tagliamento, Lech, oder auch der Rissbach im Karwendel, haben die meisten unserer Alpenflüsse mit ihren ungebändigten Flussläufen vor etwa 100 bis 150 Jahren noch ausgesehen. Dieses Bild hat sich bis heute grundlegend gewandelt, doch dazu kommen wir später. Bei der Mündung von Gebirgsbächen in einen Hauptfluss oder See entstehen Schwemmkegel, da dort die Fließgeschwindigkeit des Baches geringer wird und damit eine verminderte Transportkraft einhergeht. Die im Bach transportierten Materialien werden abgelagert. Wegen ihrer guten Wasserdurchlässigkeit und Fruchtbarkeit werden Schwemmkegel als wertvolle wirtschaftliche Nutzflächen gebraucht. Weit bekannt sind die Südtiroler Schwemmkegel mit ihren ausgedehnten Obstbaumplantagen. |
|
![]() |
Bedrohung durch Muren Bergwald schützt Gebändigtes Wasser |
|
![]() |
Damit verbunden waren Trockenlegungen der Auen. Aus weit verzweigten Wildflüssen wurden gezähmte, fast steril wirkende Flussläufe. Sinkende Grundwasserspiegel, instabile Uferböschungen und ökologische Verarmung der Uferlandschaften sind negative Folgen davon. Die Beispiele der genannten "Hochwasserjahre" zeigen, dass die Flüsse trotz ihrer Dämme die enormen Wassermassen nicht aufnehmen konnten und es zu Überschwemmungen kam, von denen ganze Regionen mit immensen Schäden und ebensolchen Kosten zur Instandsetzung betroffen waren. |
|
L Bericht/Text von: Dr. Gotlind Blechschmidtmit freundlicher Genemigung für Royal Flyfishing Fotos/Layout: Eva Geigl |
S |
S |
![]() |