Die Sache sollte eher Gegenstand einer Untersuchung seitens des schwedischen staatlichen Rechnungshofs (Riksrevisionen) sein. Der Leitung von Birdlife Sweden kommt eine große Verantwortung dafür zu, dass das Vogelinteresse der Allgemeinheit infantilisiert wird und dass wissenschaftliche Ornithologie durch märchenhafte Anekdoten ersetzt wird, dass engstirnige Vogelbeobachterknappologi und die Jagd nach "Häkchen" in ihrer extremsten Form zu einer Manie für eingeführte Spezies geführt hat. Die schwedische Ornithologie befindet sich im freien Fall und Wissenschaftler wie Olof Rudbeck d. J. Sven Nilsson und Einar Lönnberg wurden durch ignorante und ungebildete Schreibtischökologen ersetzt. Ringsum in Europa geht die Debatte über den Kormoran weiter, ohne dass eindeutig hervorgeht, ob P.c.carbo oder P.c.sinensis gemeint ist. In Deutschland hat Birdlife (Nabu, LBV), den Kormoran zum Vogel des Jahres 2010 und zu einem Symbol für den Vogelschutz gewählt, um "den Kormoran zu schützen, der nach seiner Rückkehr an den deutschen Seen, Flüssen und Küsten zu tausenden geschossen wird". Gleichzeitig setzt P.c.sinensis die Expansion nach Norden entlang der norwegischen Küste fort, wo der Kontakt mit dem natürlich auftretenden P.c.carbo ernste genetische und ökologische Gefahren mit sich bringt, und somit liegt auf Naturschutzbehörden und Vogelschutzorganisationen eine schwere Verantwortung. Das Durcheinander aus fantasievollen und widersprüchlichen Erklärungen dafür, dass P.c.sinensis, der ein einzigartiger und geschickter Fischer und Nahrungsopportunist ist, sich in Europa so außerordentlich gut zurechtgefunden hat, muss mit einem scharf geschliffenen Rasiermesser von Ockhams zurechtgestutzt werden. Mit regelmäßigen Abständen brechen verwirrende Scheindebatten aus, beispielsweise über die Anzahl der Kormorane. Dies ist ein sinnloses Zahlenspiel, weil die Anzahl von P.c.sinensis in der europäischen Fauna genau gleich groß sein sollte wie die Anzahl von Marderhunden, d. h. null. Der chinesische Kormoran P.c.sinensis ist selbstverständlich weder böse noch gut, er ist ein insbesondere im Paarungskleid sehr schöner Vogel mit einer interessanten Biologie und Verbreitungsgeschichte. Die Wut, die viele verspüren, darf deshalb nicht gegen einen unschuldigen Vogel, sondern muss, mit der Forderung, dass P.c.sinensis sofort auf die Liste über Tiere gesetzt wird die ganzjährig gejagt werden dürfen, gegen die verantwortlichen Politiker und Mitarbeiter von Behörden gerichtet werden. Der Kormoran ist zu einem weiteren Symbol für den Gegensatz zwischen Stadt- und Landbewohnern in Schweden geworden. P.c.sinensis ist immer häufiger im Park Pildammsparken in Malmö, auf den Duckdalben im Fluss Göta in Göteborg und in der Bucht Strömmen in Stockholm zu sehen. Wenn das Brüten auf den Dächern der Regierungsgebäude bei Rosenbad und in den Bäumen am Reichstagsgebäude auf dem Helgeandsholm beginnt, werden verantwortliche schwedische Politiker und Angestellte endlich die Gelegenheit bekommen, den Vogel des Jahres 2010 aus etwas näherer Entfernung zu erforschen.
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